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Stefano Mancuso: Die Pflanzen und ihre Rechte. Eine Charta zur Erhaltung unserer Natur.

Der Autor ist Professor für Pflanzenkunde. Er beschreibt, dass die Pflanzen schon viel länger als der Mensch, „[ein] unangenehmer und lästiger [Mieter]“ (S. 14) auf der Erde sind und wir uns ihre Regel zu eigen machen sollten, weil wir damit länger überleben können. Er hat die acht Grundregeln des Zusammenlebens der Pflanzen in acht Artikel einer Verfassung zusammengefasst, die wir auch als Richtschnur für das Leben auf diesen Planeten nutzen können. Mancuso verknüpft Erkenntnisse über das Leben der Pflanzen zum Beispiel mit Theorien von Max Weber, Hannah Arendt und Stanley Milgram. Hier wird gezeigt, was eine Behörde oder eine große Organisation von einer Pflanze lernen kann. (S. 62).

Er nimmt Bezug auf aktuelle Themen wie die Klimaerwärmung. Dazu schlägt er vor, die Erhöhung des weltweiten CO₂-Ausstoßes zu reduzieren, indem wir jede geeignete Oberfläche mit Pflanzen bedecken. (S. 96f.) Ein erster Schritt ist es, auf Schotterflächen rund ums Haus zu verzichten und stattdessen auf Pflanzen zu setzen. Der nächste Schritt ist die Begrünung vom Fassaden und Dächern. Mit einer guten Beratung findet man das passende System und die passenden Pflanzenpartner für alle Gebäude. Wir sollten uns von den Pflanzen abgucken, dass sie sich an ihren Standort anpassen und entsprechend auch mit weniger Ressourcen auskommen, weil unbegrenztes Wachstum in einer Umwelt mit begrenzten Ressourcen schlichtweg unmöglich ist. (S. 112f.) Wir Menschen seien die einzige Spezies, die das versuchen würden.

Letztendlich schreibt er, dass das Zusammenleben von Menschen und Pflanzen auch eine Symbiose sei. (S. 139) Wir können von unseren Partnern viel lernen.

Das Buch lädt dazu ein, Pflanzen besser kennenzulernen. Sie sind uns in vielen Dingen voraus und können uns helfen, unser Überleben auf dieser Welt zu sichern, wenn wir endlich mit ihnen zusammen statt gegen sie arbeiten. Man braucht keine Vorkenntnisse und die zum Verständnis notwendigen Infos über die Biologie der Pflanzen sind knapp gehalten und gut verständlich. Dafür gibt es viele Ausflüge in die Soziologie, Psychologie, Physik, Informatik, Politikwissenschaft und in die Geographie.

Mancuso, Stefano: Die Pflanzen und ihre Rechte. Eine Charta zur Erhaltung unserer Natur. Stuttgart: Klett-Cotta 2021. Übersetzt aus dem Italienischen von Andreas Thomsen. 149 Seiten. ISBN: 978-3-608-98322-7. 18,00€.

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Rudolf Borchardt: Der leidenschaftliche Gärtner

Rudolf Borchardt (*1877) war Historiker und Dichter. Der vorliegende Band erschien 1951 posthum und enthält neben einer Geschichte des Gartens auch praktische Anleitungen zum Gartenbau. Der geschichtliche Teil ist unfassbar kenntnisreich und dicht geschrieben. „Die Menschheit stammt aus einem Garten. Das meiste, was ihr seit ihrem Ursprung zugestoßen ist, hängt mit Vorgängen zusammen, die sich als Gartenfrevel bezeichnen lassen, und zwar, tiefsinniger Weise, nicht als einfacher, sondern als doppelter. Die Verletzung der Gartenordnung durch philisterhaftes Aufessen von symbolischen Früchten führt automatisch zum noch bedenklicheren Mißbrauche schöner Vegetation für Werkstoff-Zwecke, nämlich für solche vergänglicher Kleidung. Mit der Kündigung des Gartengastrechts und dem Auszuge in die aus Acker und Kindbetten beginnt das normale Dasein […]“ (S.9.). Aus seiner Sicht bildet die sich wandelnde Gartenkultur stehts die Weltgeschichte ab. Der Text enthält viele Verweise und Anspielungen. Darin integriert ist auch eine Betrachtung der zur Entstehungszeit 1938 aktuellen Gartentrends. Er lässt sich darüber aus, dass Stauden aus der nordamerikanischen Steppe massenhaft an den Kunden gebracht werden, weil sie hart, wüchsig, unempfindlich gegen Winterkälte und Nässe sind. Was heute als Vorteil gilt, fasst er damit zusammen, dass diese Stauden allesamt „furchtbare Gestrüppe“ (S.75) seien. Heute sind Steppenpflanzugen dank des geringen Pflegeaufwandes und ihrer Beständigkeit gegen die Auswirkungen den Klimawandels ganz oben auf der Wunschlist vieler Gärtner.

Präriestauden wie Rudbeckia fulgida, Echinacea purpurea, Astern und Dianthus sind heute nicht mehr aus dem Garten wegzudenken. Hier Bilder aus dem öffentlichen Grün in Bad Dürrheim.

Im Kapitel über den neuen Garten beschreibt er, wie die unterschiedlichen Ansprüche verschiedener Plfanzen dazu führte, dass man mit Senken und Böschungen, die mit Stützmauern gesichert wurden, die dritte Dimension, nämlich die „Schiefe“ (S. 148) in den Garten holte. Der Gärtner lernt mit steigender Vielfalt von Pflanzen mit unterschiedlichen Standortansprüchen dazu (S:. 167). Das letzte Kapitel enthält praktische Tipps zur Bodenvorbereitung im eigenen Garten, zur Bodenkunde und unterschiedlichen Pflanzenstandorten. Das liest sich ziemlich modern. Das Kapitel ist auch als zeitgenössiches Dokument der Gartenanlage und -Pflege zu sehen. Nicht alle Arbeitsweisen haben sich durchgesetzt. Er empfiehlt zum Beispiel Brocken von Heideerde (S. 181) als Drainage tief in den Boden einzubauen. Das klingt kostspielig und zerstört das Abbaugebiet. Heute ist noch der Abbau von Torf aus den baltischen Mooren für Blumenerde und saures Substrat für Heidelbeeren und Rhododendren ein ökologisches Problem. Ein anderer Rat, nämlich die Verwendung von kompostiertem und halbverrotteten Laub als Mulchschicht auf Beeten soll die Wasservedunstung minimieren. (S. 182). Dieser Rat könnte dank der Auswirkungen des Klimawandels ein Revival feiern. Des weiteren enthält das praktische Kapitel eine Anleitung zur Herstellung von erde und Kompost sowie zum richtigen Düngen. Dabei warnt er vor überbordendem Stickstoffeinsatz (S. 187), weil die Pflanzen davon zu mastig werden und kränkeln können.

Der Autor versteht sich als Humanist und nicht als Gärtner. Die Pflanzen, die er im ersten Teil nennt, werden im zweiten beschrieben – zusammen mit ihren Standortansprüchen. Er bedauert, dass es keine Illustrationen im Text gibt, weil es nicht die passenden Zeichner gibt und Fotos das „Wesen der Blume“ nicht einfangen können.

Hier wird Gartenkultur mit Aspekten der Weltgeschichte und damals aktueller Entwicklungen verbunden und erklärt. Der historische Teil ist für Leser, die viel Zeit, Hintergrundwissen und etwas Muße mitbringen. Der praktische Teil ist ein interessantes zeitgeschichtliches Zeugnis. Im enzyklopädischen Teil werden viele „Blumen“, also Einjährige, Zweijährige, Zwiebeln und Stauden vorgestellt. Darunter sind viele, die heute nicht mehr in den Standardsortimenten vorkommen. Rudolf Borchard lebte ab 1933 in der Toskana, wo er auch gärtnerte.

Rudolf Borchardt: Der leidenschaftliche Gärtner. Berlin 2020: Matthes und Seitz. 334 Seiten. 12,00€.

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Sigri Sandberg: Dunkelheit. Eine Liebeserklärung an die Nacht.

Schon die Ärzte sangen 2003 in bester Reim-dich-oder-ich-fress-dich-Manier „Die Dämmerung ist die Grenze – hier machen viele kehrt / Das Dunkel birgt Gefahr – wer weitergeht, bleibt nicht unversehrt / Und die Düsternis verspricht und lockt – ich kann nicht widerstehn / Will das Dunkel des Mondes in deinen Augen sehn“ Die Nacht und die Dunkelheit sind faszinierend, ein bisschen gruselig und schon immer Teil unseres Lebens. Seit jeher richtet der Mensch seinen Alltag nach Hell und Dunkel aus, weil es biologisch einfach Sinn ergibt. An den biologischen Grundlagen, die Sigri Sandberg in ihrem Buch erläutert, hat sich nichts geändert. Seit der Industrialisierung haben wir Menschen allerdings angefangen, das Dunkel zu verdrängen, in dem wir fast die ganze Welt in der Nacht mehr oder weniger übermäßig stark ausleuchten. Dunkelheit kritisiert das und zeigt Möglichkeiten, sich vor der Lichtverschmutzung zu schützen und so wieder zu besserem Schlaf und einem gesünderen Tagesrhythmus zu finden. Der Band teilt sich in drei Sorten von Kapiteln: In „Montag“ bis „Freitag“ beschreibt die Autorin, wie sie mitten eine Woche in einer Hütte in Finse verbringt. Finse liegt im Nordosten Norwegens und die kürzesten Wintertage dort sind nicht länger als sechs Stunden. Dazwischen erzählt sie von Christiane Ritter, die in den 1930er Jahren einen Winter auf Spitzbergen verbrachte. Die dritte Sorte Kapitel sind dazwischen eingestreut und widmen sich verschiedenen Aspekten der Dunkelheit: Die Suche nach einer Definition davon, Angst vor der Dunkelheit, Norwegische Künstler und die Dunkelheit, Alpträume, Polarlichter und vieles mehr. Dazwischen gibt es noch einige finnische Gedichte, die sich der Dunkelheit widmen.

Sigri Sandberg schreibt kurzweilig und kenntnisreich. Im Anhang sind ihre Sekundärquellen aufgelistet. Der Band ruft ins Gedächnis, warum die Nacht und die Dunkelheit wichtig für unseren Organismus sind und gibt Tipps, wie man sie mit kleinen und großen Maßnahmen wieder ins eigene Leben holen kann. Der einfachste Tipp ist, abends das Smartphone nicht mit ins Bett zu nehmen, sondern wieder zu einem klassischen Wecker zurückzukehren.

Bei Gartenneuanlagen und Umgestaltungen werden heute oft gleich Lichter oder Leerrohre für die Kabel verbaut. Sowohl von der Terrasse als auch durchs Fenster vermitteln Spots, die das Dunkel erhellen ganz andere neue Ansichten vom Garten. Für die Natur – in dem Fall die Vögel und Krabbeltierchen, die sich im Garten aufhalten – und für unseren eigenen Organismus ist es gut, wenn wir diese Lichter nicht dauerhaft brennen lassen. Eine „freundlichere“ Alternative sind Windlichter mit Kerzen. Sie spenden warmes Licht und man kann sie einfach an andere Stelle versetzen, wenn man andere Bereiche des Gartens in Szene setzen möchte.

Sigri Sandberg: Dunkelheit. Eine Liebeserklärung an die Nacht. Aus dem Norwegischen von Daniela Syczek. München 2022. Taschenbuch, 176 Seiten, 12,00€. Mein Exemplar hat mich in der Bücherei angesprungen und um dort ausleihen zu dürfen, zahle ich 13,00€ pro Jahr.

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Gärten auf / Gardens of / Jardines de Mallorca

Bei Aprilwetter kann man sich nur den Frühling ins Haus holen in Form von Zwiebeln oder Zweigen, die in der Vase schneller aufblühen als am Baum. (Memo an mich: nächstes Jahr Hyazinthen treiben ausprobieren!). Option Nummer zwei sind Gartenbücher. Gärtner-Homeoffice sozusagen.

Mallorca hat ein arides Klima. Dort ist die gesamte mögliche Verdunstung größer als die Summe der jährlichen Niederschläge. Schon in der Antike wurde die Insel abgeholzt. Mit den Steinen, die auf den Feldern aufgelesen wurden, baute man Natursteinmauern. Diese verhindern, dass der Ackerboden völlig erodiert. Die Römer brachten vielfältige Pflanzen auf die Baleareninsel und bauten ein Bewässerungssystem. In der Neuzeit hat sich in unserem “17. Bundesland” ein besonderer Gartenstil etabliert, der trockenheitsresistente Pflanzen aus aller Welt und arabische Gartenkunst verbindet. Der vorliegende Band zeigt die wenigen öffentlichen Gärten, Hotelgärten und viele Privatgärten, die man nicht besichtigen kann. Der Band ist komplett dreisprachig und enthält neben der Geschichte der Insel und Hintergrundwissen zu den Pflanzen viele persönliche Anekdoten der Gartenbesitzer.

Die Einleitung fasst knapp autochtone Pflanzen, das Spezialthema Mandelbäume und den mallorquinischen Gartenstil zusammen. Jede Seite hat einen schmalen Bildstreifen, der einen Teil des Textes illustriert.

Die Beschreibungen und Bilder der Gärten werden teils mit dreidimensionalen Zeichnungen der jeweiligen Anlage ergänzt. In jedem Text geht es um die Wasserknappheit und wie die Anwohner damit umgehen. Im Garten wohlhabender Besitzer besteht das Statusobjekt Rasen rund um den Swimmingpool aus kriechendem Bermudagras, das viel trockenheitsresistenter als “unsere” Rasengräser ist.

Der Band ersetzt einen kleinen Kurzurlaub und bietet Inspiration für den eigenen klimawandelgebeutelten Garten, wenn dieser nicht gerade mitten im Schwarzwald oder in der Eifel liegt.

Charlotte Seeling war Chefredakteurin der Vogue, der Cosmopolitan und der Marie France und ist freie Autorin.

Carina Landau, ihre Tochter, ist Gartenbuchfotografin.

Seeling, Charlotte; Landau, Carina: Gardens of Mallorca. Gärten auf Mallorca, Jardines de Mallorca. Berlin: Feierabend Verlag 2003. Aktuell nur noch antiquarisch zu beziehen (ISBN: 3-96761-02-7). Mein Exemplar stammt aus einem öffentlichen Bücherregal.

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Garten in den Medien

Der Schrebergarten – ein Blick über den Zaun deutsch-französisch-polnische Reportage über Kleingärten nach den Ideen von Maximilan Schreber (kein Witz, der hieß so!) inklusive Einblick in die letzte Gartenzwerg-Manufaktur in Thüringen. Die Geschichte der Gartenzwerge ist absolut überraschend…

Re: Schottergärten im Visier verfügbar ab dem 30.4. um 5.00 Uhr. Hier wird die Debatte zusammengefasst. Unter anderem kommen Ulf Soltau und Beth Chatto zu Wort. Hier ist der -Schotter-Post von Gartenpraxis zum 1. April.

Neue Folgen von Duell der Gartenprofis gibts ab morgen, eine alte ist noch in der Mediathek.

Rasch durch den Garten wirdmet sich hier dem Rasen: Neuanlage und Pflege.

Ökosystem Garten: Wie Mensch und Natur profitieren ist während der Pandemie entstanden und beleuchtet, wie Gärten die Artenvielfalt und das Klima schützen.

Neuseeland – Wald der Riesen lädt zum Träumen ein. Nur kann man nicht die Augen davor verschließen, welchen Einfluss der Mensch auf dieses Ökosystem genommen hat. Dafür haben die Neuseeländer aber auch Lösungen gefunden, um ihren Wald zu schützen.

Welche Gartensendungen schaut ihr regelmäßig an? Guckt ihr lineares Fernsehen im Fernseher oder sucht ihr euch auch in den Mediatheken zusammen, was euch interessiert?

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Hart gegen weich: Design für pflegeleichte Gärten von Tanja Minardo

Tanja Minardo ist Landschaftsarchitektin und schreibtauch für Gartenzeitschriften und hältVorträge über ihre Exkursionen zu historische Gartenanlagen in ganz Europa. Ihr Credo ist es, dass Gärten vor allem dann als pflegeleicht wahrgenommen werden, wenn sie nicht zur Last fallen. Mit dem vorliegenden Band zeigt sie, dass es möglich ist, „lebendige und ganzjährig attraktive Gärten“ (S. 7) anzulegen, an denen man zu jeder Zeit Freude hat. Der Band zeigt, wie man einen individuellen Garten mit „optimiertem Pflegeaufwand“ (S. 7) schaffen kann.

Frau Minardos grundlegender Tipp ist es, den Garten auf Papier zu planen. Daran schließt sich das an, dass man den Traumgarten dann abschnittsweise realisieren kann. Eine gute Planung teilt den Garten in Räume mit verschiedenen Funktionen auf. Jeder Raum kann andere Erfordernisse an die Pflege haben. Dabei wird auch auf die gelungene Verbindung der Räume und die Infrastruktur des Gartens eingegangen. Dazu gehören auch die Dinge, die sich dem Auge des Besuchers entziehen sollen: Kompost, Wasserzuleitungen, Stromleitungen, Werkzeuglagerung,…

Gegen das hartnäckige Vorurteil dass befestigte Flächen pflegeleichtesten seien, benutzt Frau Minardo benutzt das Bild von „harten“ und „weichen“ Elementen im Garten. Pflasterflächen, Treppen und Gestaltungselemente aus Stein sind die „harte“ Ausstattung des Gartens, während Pflanzen den „weichen“ Part darstellen. Was an der Bepflanzung Arbeit macht, ist der Wunsch, ihren „weichen“ Strukturen durch „harte Kanten“ zu begrenzen. In einem weiteren Kapitel wird unter die Lupe genommen, was man von der Gestaltung kommualer Anlagen auf Privatgärten übertragen kann. Dieser Gedankengang überrascht, weil diese Anlagen selten als nachahmenswert für die Wohlfühloase am eigenen Haus gesehen wird, erweist sich aber als stimmig.

Ein Kernelement sind die Vorstellung verschiedener Gartenstile und -themen, die alle nach dem Kriterium ausgewählt sind, dass sich die Pflegemaßnahmen gut bündeln lassen in Bezug auf Zeit- und Maschinen-/Werkzeugbedarf. Dabei wird auch auf Pools und Schwimmteiche und besondere Plflanzengattungen eingegangen. Das Bambuskapitel ist eine hervorragende Pflichtleküre für alle, die glauben, das diese Süßgräser automatisch pflegeleicht sind.

Erst nach den Pflanzen wird auf die Materialien für die befestigen Flächen und die Einrichtung des Gartens eingegangen. Ein nicht ganz alltäglicher Vorschlag ist die einfache Befestigung von Wegen mit einer Schicht Rindenmulch. Im Kapitel Flächen wird auch auf die Optionen Rasen und Wiese eingegangen. Am Ende steht noch ein weiteres Kapitel über Pflanzen. Bei der Pflanzung muss man schließlich die Bodenvorbereitung, den Standort – welche Pflanzen gedeihen dort überhaupt?- und die Zukunft bedenken, weil die Pflanzen unterschiedlich starken und schnellen Ausbreitungsdrang haben.

Das Buch ist ca. 23x29cm groß. Fast jede Doppelseite enthält ein seitenfüllendes Gartenbild nebst einer Bildunterschrift, die das Betrachterauge lenkt und dem eigentlichen Text auf der anderen Seite der in lesefreundliche Abschnitte und knappe Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel aufgeteilt ist. Beigelegt ist ein 46-setiger Praxisteil, in dem auf die wichtigsten Bereiche der Gartenarbeit wie Unkraut, Laub, Düngung und Bewäserung eingegangen wird. Dieses Begleitheft beweist, dass Frau Minardo nicht nur für die Planung am Reißbrett sondern für die Realität im Garten geschrieben hat.

Design für pflegeleichte Gärten richtet sich an Gartenbesitzer*innen und Planer*innen. Es stellt ganz klar die Pflanze als „wichtigste[n] Baustoff in der Gartenarchitektur, ein lebender noch dazu“ (S. 236) in den Mittelpunkt der planerischen Überlegungen. Das Buch kommt aus der Praxis und macht es einfach, auch nicht ganz so offensichtliche Überlegungen zum Pflegeaufwand zu bedenken. Das Buch liefert keine Blaupausen sondern Anregungen für Gärten, die zu jeder Zeit Freude machen. Dafür ist es wichtig, dass man sich die Arbeit im Garten durch Tricks und Kniffe einfach macht. „Faul derfst sein, aber ned bleed!“ sagt man im Süden Deutschlands. Und das ist bei der Gartengestaltung erfüllt, wenn man von Anfang an gut plant und die im Buch genannten Faktoren bedenkt. Mit dem Begleitheft bekommen frischgebackene Gartenbesitzer*innen einen Überblick was sie im Gartenalltag erwartet.

Minardo, Tanja: Design für pflegeleichte Gärten. Becker Joest Volk Verlag, Hilden. 2. Aufl. 2015, 312 Seiten plus 46 Seiten Praxisteil im Begleitheft.

via: https://bjvv.de/Files/Artikelbilder/Design-fuer-pflegeleichte-Gaerten.jpg
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Hier wächst nichts

Hier wächst nichts kann man gut in einem Rutsch durchlesen, muss man aber nicht. Die kurzen Kapitel widmen sich verschiedenen Themen, die viele Gartenbesitzer bewegen.

Die Gefahr von Giftpflanzen bewegt vor allem Eltern kleiner Kinder. Hier wird über übermäßig besorgte Eltern hergezogen (S. 10ff.) und sarkastische Gegenvorschläge wie die fiktive Neuzüchtung Pyracantha coccineia „Softdorn“ (S. 54) gemacht. Gelassene Gärtner weisen besorgte Eltern darauf hin, dass die unbekömmlichen Pflanzenteile attraktiv aussehen, aber nicht gut schmecken. Deshalb ist es äußerst unwahrscheinlich, dass Kinder sich ernsthaft vergiften, bevor sie feststellen, dass die Pflanzenteile nicht schmecken.

Eine weiteres Thema ist der Garten als Lifestyleprodukt mit Dekoartikeln von „Meier. Outdoor Living“, einem Laden für Gartenbedarf, der jetzt keine nützlichen Dinge mehr verkauft, aber dafür jeglichen Nippes, (S. 46). Easy Gardening (S. 43) ist ein Abgesang auf Hochglanzbücher, in denen das Gärtnern immer entspannt und stressfrei vor sich geht. Die Autoren wissen aus eigener Erfahrung, dass das nicht so ist. Auch mit dem Märchen vom Goldenen Kompost wird mit drastischen Bildern aufgeräumt. (S. 58ff.) Auch wenn ohne Humus nix geht im Garten (S.58ff.), ist es gar nicht so einfach ihn zu erzeugen, Dinge, die nur vermeintlich auf den Kompost gehören, wird man immer wieder ans Tageslicht wenden. Der Trend, Gartenstile anderer Kulturen zu importieren,wird auch durch den Fleischwolf gedreht: Wo weder Kunden noch Ausführende Kenntnisse über die fernöstliche Gartenkultur, aber jede Menge Klischees davon im Kopf haben, wird eben ausgewürfelt, wie die Elemente auf der Fläche verteilt werden (S. 77). Das nächste Kapitel stellt vor, wie japanische Gärten wirklich aussehen.

Die beiden Autoren schöpfen aus ihrer Erfahrung und nennen die drei, nein, fünf, ach, gleich neun besten Rosen für den Garten und beschreiben sie. Ein echter Pluspunkt gegenüber vielen ernsten Gartenbüchern ist hier das Layout, bei dem die jeweiligen Pflanzen auch wirklich neben „ihrer“ Textstelle abgebildet sind. Nichts ist nerviger, als die ständige Suche nach dem passenden Bild oder der Zwang, beim Lesen zu googeln. Lehrreich ist auch die Vorstellung vom Lieblingsspaten (S. 74) des einen Autors. Das Modell ist etwas zierlicher als der Standard, gut ausbalanciert und liegt angenehm in der Hand. Ein gutes Beispiel dafür, dass es sich lohnt, verschiedene Modelle auszuprobieren und nicht nur auf das Standardwerkzeug zu vertrauen.

Auch Schottergartenbesitzer kriegen ihr Fett weg und es werden Erklärungen für diese vermeintlich praktische Art der Außenflächengestaltung gesucht – sowohl bei den Kunden als auch bei den Gartenbaubetrieben, die das anbieten. (S. 88ff.) Ziemlich nerdig geht es in den Kapiteln zur Planzenzucht und der Suche nach der besten Sorte zu.

Für ein Gartenproblem, den „das deutsche Lieblingsunkraut“ (S. 153) den Giersch, bietet der Band eine tolle Lösung: die Eindämmung durch Konkurrenz wüchsiger Stauden, die ihm Licht und Nahrung nehmen,

Eine kleine Einführung in das Blackbox Gardening ist auch enthalten. Dabei verwendet man ausschließlich Pflanzen, die sich aussamen und jährlich an neuen Standorten im Garten auftauchen. Um diese Gärten zu gestalten, kann man entweder den Boden bearbeiten und mit dem Boden die Bedingungen für die Pflanzen ändern oder einzelne Pflanzen oder ganze Bestände zu verschiedenen Zeitpunkten entnehmen.

Hier wächst nichts ist ein tolles Geschenk für alle, die sich schon ein bisschen mit der Materie auskennen. Je mehr Hintergrundwissen, desto mehr wird man beim Lesen zu lachen haben. Die beiden Autoren schießen auf alles, was sich bewegt: Gartentrends und Fehler im Umgang mit Pflanzen werden durch den Kakao gezogen. Jonas Reif ist Professor für Pflanzenverwendung und Jörg Pfennigschmidt ist selbstständiger Gartenplaner, der sich auf Staudengärten spezialisiert hat.

Pfennigschmidt, Jörg; Reif, Jonas: Hier wächst nichts. Notizen aus unseren Gärten. Stuttgart: Ulmer Verlag 2017. Hardcover, 191 Seiten. 19,95€ (Link führt zum Onlineshop des Ulmer Verlag)

Ich habe den Band bei einem Gewinnspiel vom Ulmer Verlag auf Instagram gewonnen und unterliege keiner Verpflichtung gegenüber dem Verlag und erhalte keine Provision.